Meine gesamte Wohnung ist mit einer strukturierten Cat-5-Verkabelung (Twisted Pair) ausgestattet. Nahezu jeden Winkel eines Zimmers kann ich damit erreichen und somit auch beliebige Kabelverbindungen herstellen. Für Computernetzwerke optimal, nur: kann ich damit auch kostengünstig Audio übertragen?
Mein Ziel ist es, die im Wohnzimmer vom Netzwerk-Receiver gespielte Musik auch in der Küche hören zu können. Dort habe ich nur ein altes Autoradio als Empfangsgerät, aber der AUX-Eingang könnte eigentlich problemlos das Signal des Rec-Out- oder Zone-2-Ausgangs des Netzwerk-Receivers im Wohnzimmer entgegennehmen.
Die Frage ist jedoch, ob ein Cat-5-Kabel zur NF-Audio-Signalübertragung taugt. Optimal ist es dafür sicherlich nicht, aber vielleicht reicht’s doch für eine für Normalsterbliche ausreichende Klangqualität?
Eine Suche im Web hat einige ähnliche Projekte zu Tage gefördert, wo ebenfalls eine Audio-Übertragung über Cat-5-Kabel realisiert wurde: Mal über eine umgebaute Aufputz-RJ-45-Dose, ein anderes Mal über spezielle Cinch-Buchsen, die sich direkt mit LSA+ beschalten lassen. Auch ein spezielles, ca. 65 EUR teures Adapterset von Digitus gibt es, welches die Audiosignale offenbar verstärkt oder gar digitalisiert überträgt – so viel Geld wollte ich aber eigentlich nicht ausgeben…
Also lasse ich es auf einen Versuch drauf ankommen – die Materialkosten sind minimal. Ein vorhandenes Patchkabel trenne ich in der Mitte durch, je ein RJ-45-Stecker mit Kabelabschnitt dient dann für die Verbindung zwischen Netzwerk-Receiver und RJ-45-Wanddose im Wohnzimmer und der andere zwischen RJ-45-Wanddose und Autoradio in der Küche.
Beispielhaft beschreibe ich hier die Herstellung des Kabelabschnitts zwischen Netzwerk-Receiver im Wohnzimmer und RJ-45-Wanddose: Der Kabelabschnitt des Patchkabels ist hierzu mit zwei Cinch-Steckern zu versehen, die das linke und rechte Audio-Signal übertragen. Um den geringen Adernquerschnitt des Cat-5-Kabels ein wenig zu kompensieren, übertrage ich das Signal je Kanal jeweils über 2 Adern – insgesamt also 4 Adern für’s Signal und 4 für Masse. Ich entscheide mich für die folgende Adernbelegung (Farbcodierung nach EIA/TIA568B):
- Pin 1: Orange/Weiß – Masse links
- Pin 2: Orange – Signal links
- Pin 3: Grün/Weiß – Masse rechts
- Pin 4: Blau – Signal links
- Pin 5: Blau/Weiß – Masse links
- Pin 6: Grün – Signal rechts
- Pin 7: Braun/Weiß – Masse rechts
- Pin 8: Braun – Signal rechts
Zuerst entferne ich ca. 10 cm des Kabelmantels mitsamt des Metallgeflechts, um die 8 Adern freizulegen. Diese sortiere ich dann entsprechend obiger Tabelle, um sie jeweils einem Cinch-Stecker zuzuführen. Die jeweils zwei Adern mit gleichem Verwendungszweck verdrille ich dann nach dem Abisolieren:
- Signal links: Orange und Blau
- Masse links: Orange/Weiß und Blau/Weiß
- Signal rechts: Grün und Braun
- Masse rechts: Grün/Weiß und Braun/Weiß
Um dem ganzen ein wenig mechanische Stabilität zu geben, schiebe ich nun zuerst ein ca. 10 cm langes Stück Schrumpfschlauch über das offene Kabelende über den Mantel des Patchkabels – es wird ganz zuletzt benötigt. Zusätzlich bekommen die 4 Adern für links und rechts jeweils ein dünneres Stück Schrumpfschlauch übergezogen, um die Adern zwischen Cinch-Stecker und Mantel des Patchkabels zu schützen.
Nun werden die Adern an den Steckern verlötet. Dabei zeigen sich die Stecker gewohnt widerspenstig: Es sind einige Versuche nötig, um die Adern dauerhaft und belastbar mit dem Mittelkontakt des Cinch-Steckers zu verbinden – die Masse-Zunge ist deutlich einfacher zu verlöten. Schließlich ist noch die Zugentlastung im Stecker mit einer Spitzzange zuzudrücken und die Steckerhaube vorsichtig zu verschrauben, dann sind, nach einem erfolgreichen Test mit dem Durchgangstester, die Schrumpfschläuche mit ein wenig Hitze (eine Feuerzeugflamme mit etwas Abstand zum Schrumpfschlauch tut’s, aber nicht anbrennen!) zu verengen.
Schließlich wird der „dicke“ Schrumpfschlauch vom Mantel über die zwei „dünnen“ Schrumpfschläuche gezogen und auch verengt.
Fertig! Das Kabel ist nun einsatzbereit. Die mechanische Belastbarkeit ist zwar nicht überragend, aber für den normalen Einsatz durchaus ausreichend.
Je nach verwendeter Geräte sind natürlich entsprechende Stecker oder Buchsen zu verwenden. Denkbar sind ebenso z.B. 3,5 mm Klinkenstecker, um einen MP3-Player oder ein Smartphone anzuschließen.
Der Praxistest zeigt es: Die Audioqualität ist absolut befriedigend, eine Beeinflussung kann ich nicht feststellen. Die Länge des Cat-5-Kabels meiner Installation beträgt etwa 20 m.
Pingback: squeezeplug auf dem raspberrypi + nas + Squeezebox UE – funrecycler
Normalerweise muss das Cinch Signal von symmetrisch in asymmetrisch gewandelt werden und beim Verlassen das Cat5 Kabels umgekehrt. Bauteile die das tun kosten ab 1 €.
ja so ist das hier im netz … hörensagen ….und keine Ahnung von der Materie 🙁 …….. was bitte ist ein symetrisches Chinch Signal ???? und der Cinch-Stecker ist auch nicht symetrisch !!!! oder du zeigst mir mal den dritten Pol an dem Chinch-Stecker …………
Ich hatte ein aehnliches Problem. Auch ich habe im Haus strukturierte CAT5e Verkabelung und es gab das Problem, Audio-Signale vom PC fuer die Haus- und Lichtsteuerung an einen anderen Platz zu leiten, wo sich der Verstaerker fuer die Deckenlautsprecher befindet. Hatte die gleiche Idee wie Jens und bin erst im Nachhinein auf seine Page gestossen.
Was soll ich sagen, es klappt einwandfrei. Das Audio Signal kommt aus dem Line Ausgang des PC’s per 3.5mm Klinke, mit einem selbstgebauten Patchkabel(-Adapter) geht es in die Ethernetdose, von dort ca. 10m zum Patchpanel, und dann etwa 12m zur Zieldose. Ich habe je ein Aderpaar fuer rechts und links und zwei Paare fuer die Masse (Schield) verwendet.
Es gibt keinerlei Stoerungen, weder Netzbrummen noch sonstige Nebengeraeusche. Ich kann nur jedem eine solche Loesung empfehlen.
Hallo,
naja, für den Bastler ganz gut, aber die Klangqualität leidet trotzdem mit jedem Meter, schließlich ist jedes Kabel auch eine Induktivität und eine Kapazität!
Damit verhält sich ein Kabel mit einer bestimmten Länge auch wie ein Bandfilter!
Das Chinch-Kabel ist dagegen durch seinen konstruktiven Aufbau für den Anwendungszweck geeigneter.
Zum Vergleich: es kommt auch keiner auf die Idee, ein Antennen-Signal z.B. das Breitbandkabel über ein KAT5 (oder KAT6/KAT7) weiter zuleiten; schließlich wäre der Erfolg auch eher ein MISSerfolg!
Besser funktioniert das Ganze, wenn man das Signal umsetzt.
Evtl. kann man sich da aus der Professionellen 100V-Technik der Beschallungssysteme etwas günstiges ableiten:
man setzt das Lautsprecher-Ausgangssignal des Endverstärkers über einen Übertrager auf ein „hochohmiges“ 100V-Signal und am LS wieder mittels Übertrager auf ein „niederohmiges“ (4-8Ohm) Signal um.
Dazwischen reicht ein Kabel mit 2 Adern und einem Durchmesser von 0,6-0,8mm. Damit lassen sich einige hunder Meter überbrücken!!
Viel Spaß beim ausprobieren.
Hallo,
ja, danke für die Hinweise, du hast natürlich völlig recht: für audiophile Ohren ist das sicherlich nix. Wenn’s auf die perfekte Klangqualität ankommt, sind Übertrager oder gar Digitalisierung (wobei das ja auch wieder eine Glaubensfrage ist…) fällig.
In meinem Falle war das aber einfach „Overkill“ – es ging einfach darum, z.B. für die nächste Party den Ton aus dem Wohnzimmer auch in die Küche zu bekommen. Und der Hörtest zeigt, dass die Qualität für diesen Anwendungszweck einfach ausreichend ist. Schon die Lautsprecher in der Küche lassen keine perfekte HiFi-Qualität zu…
Viele Grüße,
Jens